Ubstadt-Weiher. Die deutschen Meisterschaften über die Ultradistanz 50 Kilometer fanden auf einem flachen 5 Kilometer Rundkurs um den Hardtsee in der Rheinebene nördlich von Karlsruhe statt. Schon im Vorfeld zeichnete sich eine Rekordbeteiligung von über 800 Teilnehmern ab. Davon waren 380 in der DM-Meisterschaftswertung gemeldet. Im Ziel waren es dann 583, davon 281 Meisterschaftsteilnehmer. Für eine solche Langstrecke waren die Bedingungen nahezu ideal. Beim Start noch 7 Grad kühl, wenig Wind und trocken, ließen auf gute Leistungen hoffen. Von den fünf gestarteten Tübingern kamen drei durch.

Jürgen Ehret, schon vielfach mit deutschen und internationalen Seniorentiteln dekoriert, hatte sich seit Monaten akribisch vorbereitet. Immer wieder verbrachte er Trainingswochen im warmen Süden und entfloh der winterlichen Kälte. Viele lange Trainingsläufe gehörten dazu, einmal sogar eine Einheit über 48 Kilometer auf dem Laufband. Vor zwei Jahren in Duisburg hatte sich Ehret schonmal über diese Distanz versucht. Immerhin wurde er gleich Vizemeister. Der damalige Sieger aus Potsdam Reiner Knust war dieses Jahr erneut gemeldet, mit einer Bestzeit von 3:42 Stunden. Ehret hatte sich vorgenommen, eine solche Zeit anzugehen, um eine Gewinnchance zu haben. Mit konstanten 22-Minuten Runden im 4:26er Schnitt spulte er sein Programm ab, ohne zunächst auf seine Gegner zu achten. Bei Kilometer 40, nach der achten Runde war Knust nur noch 9 Sekunden vor Ehret. Erst an einer Verpflegungsstelle in der 9. Runde wurde Knust von Ehret überholt. Die 10. Runde lief er mit seinem Gegner im Nacken nochmals schneller (21:34), so dass er den Vorsprung ins Ziel rettete. Ehret gelang ein perfektes Rennen, nach 3:41:52 holte er sich als erster der Klasse M60 die Goldmedaille. Knust wurde Vizemeister in 3:42:54.

Die einzige Frau aus Tübingen Mona Lesly Winter hatte schon mehrfach Erfahrung mit Ultraläufen. Im Vorjahr holte sie sich Frauensilber und AK30-Gold in 3:41 Stunden über 50km in Bremen um den Werdersee. Auch schon 100 km Erfahrung (9:10 Stunden, Kandel) hatte sie im Vorjahr. Lange war Winter (Altersklasse 30) vor Ehret, erst in der siebten Runde, bei Kilometer 35 holte Ehret sie ein. Im Ziel konnte sie sich nach 3:47:08 über Altersklassen-Silber freuen.


Die beiden ältesten Tübinger Teilnehmer, Wolfgang Petersen (M75) und Walter Johnen (M80) schon vielfach auf der Marathonstrecke unterwegs, mussten Lehrgeld zahlen. Petersen startete sehr ambitioniert und wohl etwas zu schnell. Lange, bis Kilometer 35 war er in M75-Führung bis er sich überholen lassen musste. Zum Schluss hin wurde es sehr anstrengend, die zweite Hälfte lief er 24 Minuten (2:23/2:48) langsamer. Dennoch, in 5:12:01 Stunden (Km Schnitt 6:15) holte er sich erstmals auf so einer langen Strecke die Silbermedaille. Der Sieger Wirth aus Rodgau lief im 6:01er Schnitt und damit 12 Minuten schneller. Walter Johnen musste leider nach 45 Kilometer rausgenommen werden, zu erschöpft schien dem Kampfgericht der erfahrene Tübinger, der deutlich zu ungestüm angelaufen ist, was er hintenraus mit dem Ausscheiden büssen musste. Auch in der M80 ist man nicht vor solchen taktischen Fehlern gefeit. Wenigstens hat sich das Tübinger Urgestein relativ schnell wieder erholt.