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Nachruf Gert Messner: „Mister Sportabzeichen“ in Tübingen

Verfasst von Gerold Knisel, Fabian Knisel
Post-SV (Internes), Sportabzeichen
Gert Messner 2018
Gert präsentiert den Sportabzeichen-Pokal, den der Post-SV für die zahlreichen Teilnahmen verliehen bekam, bei der Winterfeier 2018
Bild: Fabian Knisel

Am 15. März 2025 verstarb unser Ehrenvorsitzender Gert Messner im Alter von 86 Jahren im Kreise seiner Familie in Tübingen. Mit ihm verliert der Post-SV nicht nur ein Ehrenmitglied, sondern eine prägende Persönlichkeit, die den Verein über Jahrzehnte hinweg gestaltet hat.

Gert Messner wurde am 9. Mai 1938 in Trossingen geboren und begann seine berufliche Laufbahn bei der Post in Schwenningen. Bereits früh engagierte er sich ehrenamtlich und übernahm von 1962 bis 1964 die Leitung des Post-SV Schwenningen. Als er 1971 nach Tübingen zur Oberpostdirektion wechselte, trat er dem Post-SV Tübingen bei, der zu dieser Zeit ausschließlich Post-Beschäftigten vorbehalten war. Bereits drei Jahre später, im Jahr 1974, wurde er Vorsitzender des Vereins.

Unter seiner Leitung wurden zahlreiche neue sportliche Aktivitäten ins Leben gerufen. 1975 war dabei ein prägendes Jahr. Im April gründete er den bis heute bestehenden samstäglichen Lauftreff und ließ sich im selben Jahr zum Lauftreffleiter ausbilden. Im Dezember 1976 fand der erste Nikolauslauf über 21,1 Kilometer statt, bei dem Messner selbst als 22. Teilnehmer in 1:52 Stunden das Ziel erreichte. Dies legte den Grundstein für eine Tradition, die bis heute Bestand hat. Beim Nikolauslauf war Gert 50 Jahre lang aktives Projektmitglied und tatkräftiger Helfer.

1990 absolvierte er die Ausbildung zum Sportabzeichenprüfer, womit seine große Leidenschaft für das Deutsche Sportabzeichen begann.

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Gert (am Tisch) mit „seinem“ Sportabzeichen-Team
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Jeweils vorne gebückt, von links: Der heutige Sportabzeichen-Leiter Wolfgang Amann und sein Vorgänger Gert Messner

Jeden Montag und jeden Mittwoch war Gert im Stadion an der Europastraße. Unzählige Tübingerinnen und Tübinger erhielten dank ihm und seinem Team diese sportliche Auszeichnung. Er selbst erreichte das Sportabzeichen 53 Mal in Gold – eine beeindruckende Leistung! Erst 2023 wurde die wegen Corona verschobene Ehrung zum Fünfzigsten im Europapark Rust nachgeholt.

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Ehrung zum 50. Sportabzeichen: Peter Juli, Berth Hofschulte, Hans-Christian Messner (als Begleitperson und Fahrer), Waldemar Tröster, Liesel Juli und Gert Messner

Gert führte den Post-SV durch viele Veränderungen. Während seiner Amtszeit öffnete sich der Verein für Mitglieder außerhalb der Post, was den Weg für eine moderne und zukunftsfähige Vereinsstruktur ebnete. Von ursprünglich 12 Abteilungen blieben vier übrig – ausgegliedert wurden etwa Judo, Tischtennis, Badminton und Schwimmen. Um die Jahrtausendwende zählte der Verein rund 400 Mitglieder. Mit seinen Entscheidungen legte Gert den Grundstein für den heutigen Erfolg: In den vergangenen zehn Jahren haben sich die Mitgliederzahlen verdoppelt, die Sparte Triathlon brachte viele junge Sportlerinnen und Sportler zum Post-SV.

Nach 23 Jahren als Vorsitzender übergab er 1997 die Vereinsführung an Wolfgang Amann, der ebenfalls bei der Post beschäftigt war. Doch zuvor stellte ihn Wolfgang vor eine besondere Herausforderung: einen Marathon zu laufen. Damals organisierte der Post-SV jedes Jahr Marathonreisen etwa nach Berlin, New York und Boston. Gert erfreute sich sehr an den Leistungen der damals schon erfolgreichen Läufer, er selbst hatte aber fast nie an solchen Wettbewerben teilgenommen und nie den großen Wettkampf-Ehrgeiz entwickelt. Überraschend nahm er die Herausforderung jedoch an und trainierte mit Wolfgang, Kurt Bauer, Manfred Sikora und dem heutigen Vorsitzenden Gerold Knisel für den Köln-Marathon 1997. Obwohl er damals schon im 60. Lebensjahr war, setzte er sich ein ehrgeiziges Ziel: Er wollte die Vier-Stunden-Marke knacken – und schaffte es punktgenau in 3:59 Stunden. Dieser Marathon blieb zwar sein einziger, doch er bezeichnete ihn zeitlebens als eines seiner sportlichen Highlights.

Für sein engagiertes und verdienstvolles Wirken in vielen Bereichen des Vereins wurde Gert im Jahr 1998 auf der Hauptversammlung einstimmig zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Auch danach blieb er seinem Herzensverein treu und war maßgeblich an der Neuausrichtung des Nikolauslaufs ab 2001 beteiligt. Stets aufgeschlossen für Neues war er mit seiner langjährigen Erfahrung oft schlichtend und ausgleichend in Diskussionen, immer darauf bedacht, einvernehmliche Lösungen zu finden. Als der Verein 2019 nach schwierigen Jahren ein neues Führungsteam suchte, leitete Messner eine dreitägige Klausurtagung im Schwarzwald, die schließlich zur erfolgreichen Bildung eines neuen Vorstands führte. Gert hat von 1998 bis 2019 das „neue“ Mitteilungsheft aktiv mitgestaltet. Auch danach steuerte er regelmäßig Berichte, etwa zur Vereinsgeschichte, bei.

Ehrenamtliches Engagement im Post-SV war auch Familiensache bei den Messners: Seine Frau Gudrun unterstützte ihn stets und war viele Jahre als Übungsleiterin aktiv. Sein Sohn Hans-Christian ist mittlerweile im Leitungsteam des Nikolauslaufs tätig.

Bis zu seinen letzten Tagen war Gert stolz auf sein Lebenswerk und dankbar für die Unterstützung seiner Familie, die ihm sein mehr als 50 Jahre andauerndes ehrenamtliches Wirken ermöglichten. Mit seinem Tod verliert der Post-SV eine seiner prägendsten Persönlichkeiten.

Unser aufrichtiges Mitgefühl gehört seiner Familie. Gert wird in unseren Gedanken immer ein fester Bestandteil des Post-SV bleiben, dem wir Dank und Anerkennung zollen.

Bilder im Text: Vereinsarchiv, privat, Fabian Knisel
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