Delmenhorst. In der westlichen Nachbarstadt Bremens in Niedersachsen fanden die Deutschen Meisterschaften im 6 Stundenlauf statt. Jürgen Ehret (LAV Stadtwerke Tübingen), schon im Frühjahr bei der 50km DM in Ubstadt-Weiher Gewinner seiner Klasse M60, bereitete sich auf diesen Tag akribisch vor. Trotz einiger gesundheitlicher Rückschlägen wie Pollenallergien stand er motiviert an der Startlinie des 1,3 Kilometer Rundkurses im Oldenburger Land. Ehret hatte sich nach den Trainingsergebnissen vorgenommen, wenigstens einen 5er Schnitt zu schaffen, das wären dann in Summe 72 Kilometer. Mit am Start um 12 Uhr Mittags sein fast gleichstarker Konkurrent Rainer Knust aus Berlin und weitere 150 Teilnehmer aller Klassen. Die Temperaturen waren zwar nicht ganz so hoch wie im Süden Deutschlands, aber der böige Wind mit bis zu 40 Kilometern machte schon erheblich zu schaffen. Zudem war die Strecke nicht asphaltiert, sondern zu 90% geschottert, neudeutsch „Gravel“. Ehret lief im 4:55er Schnitt pro Kilometer los und hat alle drei Runden in Ruhe, was 15 Sekunden dauerte, getrunken. Nach 26 Kilometern, also nach gut einem Drittel der von ihm vorgesehenen Strecke sah er seinen Konkurrenten Knust aus Berlin vor sich. Ehret hatte jetzt eine Runde Vorsprung und wollte diesen ins Ziel retten. Bei Kilometer 50 machte sich ein Steinchen im Schuh des Tübingers schmerzhaft bemerkbar. Ehret wollte aber auf keinen Fall seinen Gegner aus den Augen verlieren. Knust steigerte sein Tempo, Ehret musste ihn langsam ziehen lassen und rannte jetzt nur noch eine Pace von 5:15 pro Kilometer. Nach genau 6 Stunden ertönte die Schlusssirene, jeder musste an Ort und Stelle stehen bleiben. Leider blieben genau 15 Meter übrig, bis Ehret die Ziellinie erreicht hätte, was zur Folge hatte, dass er der Letzte war, dessen Stelle vom Schiedsgericht vermessen wurde.

Das dauerte insgesamt 45 Minuten. Das Auskühlen im nassen Trikot bei Wind und das lange Stehen auf der Stelle hatte zur Folge, dass der Deutsche M60 Meister Ehret in den benachbarten Sanitätsbereich gebracht werden musste, um sich liegend zu erholen. Als der Vermesser kam, standen auf Ehrets Schluß-Marke insgesamt 69,703 Kilometer zu Buche. Sein Gegner -er holte wie im Frühjahr Silber- hatte genau 68,979 Kilometer erreicht, also 724 Meter hinter Ehret, nur eine halbe Runde.
Das war Ehrets zweite DM Goldmedaille in diesem Jahr auf einer sogenannten Ultradistanz. Ehrets Kommentar nach dem Rennen: „Es war wieder einmal kein Selbstläufer Rennen, sondern eins in dem mir alles abverlangt wurde um letztendlich mit dem Deutschen Meistertitel im 6 Stunden Lauf geehrt zu werden. Die komplette Planung um diesen Wettkampf hat sich somit perfekt ausgezahlt.“
Am Dienstag will er bei seiner Tübinger Dienstags Trainingsgruppe auf den Erfolg anstoßen.