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Gigathlon One Week Single: König der Athleten

Verfasst von Adi Kohr *
Ironman/Ultra, Triathlon
Gigathlon Schwaben

 
Der Schwaben-Express v.l.n.r.: Carsten Schweickert, Dorothee Baumann, Matze Baumann, Bettina Misselhorn, Adi Kohr

Wer ist der größte Athlet in der Welt des Sports?

Schon in der Antike, als der Sport durch Laufen, Ringen und Faustkampf mit dem olympischen Geist das griechische Volk begeisterte, war die Frage nach dem stärksten Athlet, dem König der Athleten ganz bedeutsam. Mythen entstanden, gingen verloren und Helden wurden geboren.

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Waren es noch vor wenigen Jahrzehnten die Zehnkämpfer, so folgten alsbald die Marathonläufer, die dem König der Athleten ein neues Gesicht gaben. Später, in den neunziger Jahren, folgten die Triathleten über die Ironman-Distanz. „Ist doch unglaublich, 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und ein Marathonlauf, wie soll man das schaffen“, waren die Aussagen damaliger Bewunderer. Heute ist der Ironman in der Mitte der Gesellschaft angekommen und die Frage nach den Königinnen und Königen der Athleten muss neu gestellt und beantwortet werden. Neue Veranstaltungen sind entstanden und faszinieren Grenz- und Leistungssportler: 10-Fach Ironman, Race-Across-America, Trans-Europa-Lauf, Gigathlon.

Gibt es neue Athleten, die den Olymp dieser Auszeichnung annehmen dürfen?

Gigathlon! Der Schweizer Kantonspolizist Markus Utrecht sitzt am dritten Tag des Wettkampfes in Fluelen am Vierwaldstätter See in der Wechselzone, um kurz zu verschnaufen. Er schaut mit hängendem Kopf zum Boden, der Schweiß rinnt ihm von der Stirn, seine Augen sind fahl von der Anstrengung der letzten Tage, die Sonne brennt auf sein Trikot und seine braune Haut. Heute morgen um 6 Uhr sei er gestartet am Vierwaldstätter See mit der ersten Disziplin, verrät er. „3 km Schwimmen am Morgen, das fühlt sich immer toll an,“ lacht Utrecht und man hat den Eindruck, der Mann hat wieder Energie auf seinem Stuhl. „Danach bin ich, wie auch die anderen 130 Einzelstarter, 123 km über den Sustenpass auf 2200 m Höhe gefahren, da war ein Gletscher und Schnee lag am Straßenrand.“

Sein Betreuer Roger, der sogenannte Supporter, fügt hinzu: „Danach folgten noch die 18 km Inliner-Strecke und jetzt geht es weiter mit dem Mountainbike über 1400 Höhenmeter, mit einer Seeüberquerung auf dem Schiff. Gigathlon heißt: 6 Tage lang, jeden Tag fünf Disziplinen mit wechselnder Reihenfolge und Streckenlänge, über hohe Berge in der Schweiz, über Almen, tiefe Schluchten und alles mit der eigenen Muskelkraft, mit dem eigenen Schweinehund im Dialog, mit den anderen Athleten, über Stock und Stein, auf atemberaubenden Abfahrten, die Sonne und Wind im Gesicht. Immer das Ziel vor Augen, am letzten Tag in Lausanne am Genfer See einzulaufen und voller Stolz erlöst zu werden…Gigathlet sein. Gigathlet heißt, die Auseinandersetzung mit deinem inneren Kern, einem Substrat deiner tiefsten Seele“, sagt Betreuer Roger, der vor fünf Jahren auch am Gigathlon teilnahm und nach vier Tagen scheitere.

Utrecht ergänzt: „Es macht mich froh, es selbst zu wissen, jeden Tag 15 Stunden unterwegs gewesen zu sein von Chur in der Nordschweiz zum Ziel am Genfer See in Lausanne, es geschafft zu haben“. Er wuchtet seinen schweren Körper, wie ein Triathlet sieht er nicht aus, eher wie ein Gelegenheitssportler, von seinem Stuhl auf und läuft mit dem Erkennungszeichen der ‚One Week Single‘, der schwarzen Startnummer, aus der Wechselzone auf die nächste Herausforderung zu, mit dem MTB den Berg hinauf. „Er wird heute Abend im Ziel ankommen nach dem abschließenden 23 km Lauf mit 750 Höhenmetern und am nächsten Morgen wieder an der Startlinie stehen, da bin ich mir sicher, das ist ein harter Kerl. “ A geiler Siach, sagen die Schweizer…ein geiler Kerl“, fügt der Betreuer Roger hinzu, der sich aufopferungsvoll um seinen Sportkumpel kümmert – 17 Stunden am Tag, eine Woche lang.

Die magische Szenerie in der Wechselzone verfolgt auch ein heimischer Athlet. Adi Kohr, der noch auf seine Teamkameraden vom „Schwaben-Express“ wartet, startet im Fünfer-Team über die gleiche Strecke, sechs Tage am Stück. „Wir sind fünf Studienfreunde und ich frage mich seit drei Tagen, wie man das hier alleine schaffen kann? Sechs Tage, jeden Tag fünf Sportarten, 20.000 Höhenmeter, 1100 km. Sein Kumpel Matze Baumann, der vor ein paar Jahren den Ironman in Hawaii finishte und noch im selben Jahr den Mount Everest bestieg, antwortet nicht, sondern sagt: „Wir starten in fünf Jahren auch als Single-Athlet, das schaffen wir. Wir nehmen den Rest unseres Teams Betzi, Doro und Carsten als Supporter mit. Die 2000 EUR Startgeld pro Person sind das allemal wert.“

Während Adi und Matze die nächsten Tage über einen Start im Jahr 2018 nachdenken und jeden Tag eine Teildisziplin absolvieren, kämpft sich Markus Utrecht unaufhörlich und alleine durch die Schweiz. Er finished schlussendlich nach 6 Tagen Dauersport um 23:12 Uhr unter tosendem Applaus in Lausanne nach 90:17,56 Std. als Letzter der Single-Starter. Das „Team Schwaben-Express“ hat sich am Zielkanal versammelt und verneigt sich gemeinsam mit 100 Fans vor dieser schier unglaublichen Leistung. Utrecht blickt bei seinen letzten Schritten in den Himmel und hebt einen Arm als wolle er jemand danken – sein Betreuer im Arm und an der Seite, schreiten beide gemeinsam mit schwerem Schritt in einer lauen Sommernacht über die Ziellinie am Ufer des Genfer Sees. Der „Schwaben-Express“ ist sich in diesem Moment, ohne ein Wort zu sprechen, einig: „Wir haben diese Woche und hier im Ziel Könige der Athleten einlaufen sehen.“

Adi Kohr

 

Die Gigathlonwoche

Tag 1:

85 km Rennrad, 1750 HM

3 km Schwimmen

12 km Lauf, 1400 HM

37 km MTB, 1000 HM,

Inline 18 km

 

Tag 2:

21 km Laufen, 250 HM

82 km Rennrad, 350 HM

3 km Schwimmen

40 km Inline

60 km MTB, 1200 HM

 

Tag 3

3 km Schwimmen

123 km Rennrad 2650 HM

18 km Inline

37 km MTB, 1400 HM

23 km Laufen, 750 HM

 

Tag 4

3 km Schwimmen

43 km MTB, 1000 HM

114 km Rennrad, 1450 HM

25 km Inline

24 km Laufen, 450 HM

 

Tag 5

53 km Rennrad, 650 HM

13 km Inline

6 km Schwimmen

27 km MTB, 800 HM

9 km Laufen, 100 HM

 

Tag 6

42 km Inline

3 km Schwimmen

65 km MTB, 1200 HM

70 km Rennrad, 900 HM

16 km Laufen

 

 

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