Hannover. 26 000 Teilnehmer waren am Wochenende in Hannover laufend unterwegs, davon knapp 2700 auf der großen Schleife durch die niedersächsische Landeshauptstadt beim Marathon. Die Langstreckengruppe der Tübinger LAV-Senioren hatte sich seit Anfang des Jahres akribisch darauf vorbereitet und die Testwettkämpfe ließen schon im Vorfeld gute Leistungen erwarten.

Für die beiden Gesamtsieger, Amanal Petros (SCC Berlin, 2:06:04) und Domenika Mayer (LG Regensburg, 2:23:40), beide mit Streckenrekord war es bei guten Bedingungen eine prima Generalprobe für den olympischen Marathon am 10. und 11. August in Paris.

Bei der Tübinger Gruppe ging es mal wieder um deutsche Meisterehren, und vor allem in den Teamwertungen rechnete man sich gute Chancen aus. Vor drei Wochen noch bei widrigen Verhältnissen in Polen laufend wurde der zweifache EM Sieger Martin Rapp als klarer Favorit gehandelt in seiner Altersklasse M65. Rapp setzte sich hohe Ziele, nicht nur gewinnen war sein Motto, sondern auch eine gute Zeit sollte es sein.

Hannover Rapp Haasis01
Thorsten und Martin als Duo nach einem Drittel in der Hannoveraner Innenstadt

Mit Thorsten Haasis (M50, Platz 9) lief er das Rennen an, mit Ziel unter 2:50 Stunden. Rapp musste im letzten Viertel des Rennens Tempo rausnehmen, der böige Wind machte doch etwas mehr als gedacht zu schaffen. Mit 2:54:05 kam er als klarer Sieger der Klasse M65 ins Ziel. Trainingspartner Haasis, der ihn lange begleitet hatte, finishte in 2:51:35 und erzielte dabei auch gleich eine neue persönliche Bestzeit. Christian Diedrich, AK Kollege von Rapp, der sich in den letzten Monaten im Training kontinuierlich gesteigert hatte, wurde in 3:10:05 wie schon im letzten Jahr in Köln deutscher Vizemeister, seine zweite Einzelmedaille bei einer DM.

Mit Gerold Knisel, der seit 1998 ununterbrochen jedes Jahr bei den Straßen DMs dabei ist, hatte das Team einen erfahrenen dritten Läufer dabei, der sich selbst überraschte. In 3:12:56 lief er als knapper Vierter über die Ziellinie vor dem Rathaus. Nur drei Sekunden brutto haben zur Bronze-Medaille gefehlt. In Summe erreichten die drei M65er die neue deutsche Rekordzeit von 9:17:10 Stunden, was schon vorher erklärtes Ziel war. Die drei holten, wie schon bei der DM in Leverkusen über 10 km, die Team-Goldmedaille.

Hannover Anja
Anja Karau mit der Vizemeisterin aus Mainz

Die dritte Tübinger Goldmedaille holte völlig überraschend Anja Karau in der Klasse W55. Die vielfach erfolgreiche und auch Ultra erprobte Langstrecklerin hatte sich erst spät für einen Start entschieden und schaffte in einer prima Zeit von 3:18:35 erstmals Einzelgold bei einer DM. Christine Geiger, ganz neu in der W50, rechnete sich nach Silber beim 10 km Lauf, auch auf der Marathondistanz Außenseiterchancen aus fürs Treppchen. Bis Kilometer 22 lief sie mit Knisel konservativ an, um dann den Turbo zu zünden. Ihre im Ziel gemessenen 3:08:42 bedeuteten Platz 3, persönliche Bestzeit und die zweite Medaille bei deutschen Meisterschaften. Sie war die einzige Tübingerin mit negativem Split, d.h. konkret 3 Minuten schnellere zweite Hälfte. Wie schon in Leverkusen platzte das Team W50-60 durch den plötzlichen krankheitsbedingten Ausfall von Heidrun Vetter (W60), in Leverkusen Vizemeisterin. Der Versuch Kathrin Ripper kurzfristig am Samstag nachzunominieren, sie saß schon im Zug!, scheiterte am Nachmeldeschluss des DLVs, der erstmals drei Tage vorher (bisher 1 Tag vorher) festgelegt wurde und verstrichen war. Die sicher geglaubte Team-Goldmedaille war damit futsch.

Hannover Vor Start
noch ist gut Lachen, wenige Minuten vor dem Start

Die im Vorfeld als Mitfavoritin in der Klasse W65 gehandelte Nicole Schwindt fand ihre Meisterin in der vier Minuten schnelleren Sabine Weisig. Schwindt kam nach 3:27:05 ins Ziel und gewann zufrieden mit ihrer Leistung Silber. Vor zwei Jahren hatte sie noch mit der fast gleichen Zeit auch in Hannover Gold gewonnen.

Matthias Koch kam in diesem Jahr neu in die Klasse M60. Mit gutem Gefühl startete er morgens in der Frühlingssonne entlang des Maschsees, immer seine Konkurrenten um ihn herum beobachtend. Kurz vor dem Ziel, inzwischen waren auch die später gestarteten Halbmarathonläufer gemeinsam auf der Strecke, ging etwas die Übersicht verloren. Koch erkannte vor ihm einen Konkurrenten im grünen Trikot, der jedoch von Teamkollegen vor dem heranstürmenden Tübinger rechtzeitig gewarnt wurde, so dass er noch kontern und einige Sekunden vor Koch retten konnte. Nach Bronze in Leverkusen freute sich der Tübinger über Einzelsilber in 2:46:10, war er doch im letzten Jahr verletzungsbedingt außer Gefecht. Stefan Fahrion (M50, Platz 21), zusammen mit Haasis und Koch ein Team M50-60 bildend finishte in 3:08:13, was den dritten Platz und Teambronze bedeutete. Nach Platz 5 in Leverkusen nun endlich der ersehnte Treppchenplatz. Für Fahrion war es die erste Medaille überhaupt. In der Klasse M75 lief mit Wolfgang Petersen der einzige Tübinger in dieser Klasse. Er überraschte mit neuer Bestzeit von 3:52:04, und der ersten erzielten Einzelmedaille. Schon in Leverkusen war er nur um wenige Sekunden als Vierter gescheitert, holte dort aber dennoch Teambronze.

Die drei Tübinger Jungsenioren aus den Klassen M35-45 holten alle gute Zeiten, trotzdem reichte es zu keiner Medaille. Mit Platz 4 in der Teamwertung freuten sich dennoch Marius Stang (2:33:58, Platz 7 M35), Sven Meier (2:49:18, Platz 16 M40) und Matthis Synofzik (2:55:19, Platz 16 M45).

Ausserhalb der Meisterschaften erreichten beim Marathon Jule Vetter (6. Platz Frauen, 2:59:36), Iwona Wolany (LAV, W40, 3:42:26) und Sebastian Semmelrogge (Post-SV, M30, 3:10:02) neue persönliche Bestzeiten. Auf der Halbmarathondistanz schaffte Max Rea (LAV, M45) ebenfalls eine neue Bestzeit von 1:26:22.

Bild: Post-SV

Ergebnisse

Kurzbericht vom 14.04.2024.

Die Tübinger Seniorinnen und Senioren starteten mit 13 Langstrecklern auf den Straßen der niedersächsischen Landeshauptstadt über 42,2 Kilometer. Vergeben wurden die DM Titel über alle Klassen, Lorenz Baum fand einen würdigen Nachfolger: Amanal Petros siegte mit Streckenrekord von 2:06:05 Stunden, bei den Frauen gewann Domenika Mayer in 2:23:50. Die Silberpfeile der LAV Stadtwerke Tübingen holten insgesamt 9 Medaillen.“Ein großartiges Ergebnis für die Tübinger Läufer nach wochenlangem akribischen Training“, kommentierte Teamleiter Gerold Knisel nach dem Rennen, der selbst nur um drei Sekunden an der Einzel-Bronzemedaille in der M65 vorbeischrammte.

Gold: Martin Rapp 1.M65 (2:54:05), Anja Karau (1.W55, 3:18:35), Team M65+ (Rapp, Christian Diedrich 3:10:09, Gerold Knisel, 3:12:56), zugleich neuer Deutscher Team M65 Rekord (9:17:10, bisher 10:12:21 Stunden aus dem Jahr 2001). Silber: Matthias Koch (2.M60, 2.46.10), Diedrich (2. M65), Nicole Schwindt (2.W65, 3:27:05), Bronze: Christine Geiger (3.W50, 3:08:42), Wolfgang Petersen (3.M75, 3:52:04), Team M50-60 (Koch, Thorsten Haasis (9.M50, 2:51:35) und Stefan Fahrion (21.M50, 3:08:13).

Für das M35-45-Team (Stang, Meier, Synofzik) reichte es trotz guter Zeiten nur zum vierten Platz.