Korsika/Traillauf. LAV Langstrecklerin Kathrin Ripper, im Frühjahr deutsche W50 Team-Meisterin auf der Halbmarathondistanz in Freiburg erreichte auf Korsika bei drei Trailrennen jeweils das AK Treppchen. Bei zwei vorbereitenden Läufen auf der französischen Mittelmeerinsel erreichte sie jeweils den zweiten Platz in der Altersklasse. Beim dritten Lauf, dem Casinca Trail, über 10 Kilometer und 500 Höhenmeter gelang ihr das erneut, allerdings als Gesamtzweite. Bisher hatte sie stets das Gesamttreppchen mit zweimal Platz 4 verfehlt. Nur 32 Sekunden trennte die Tübingerin jetzt von der gleichaltrigen einheimischen Gesamtsiegerin. Nach diesen drei Trailrennen geht es jetzt wieder mit dem LAV-Team auf die Strasse. Schon am Wochenende stehen die deutschen 10 Kilometermeisterschaften in Bad Liebenzell an, wo Ripper bei flacher Strecke und starker Konkurrenz eine gute Zeit erreichen will und es sogar eine Chance auf Team Edelmetall geben könnte.
Hier der persönliche Bericht von Kathrin Ripper:
Kathrin Ripper: Traillauf auf Korsika hat Tradition. Aktiver Urlaub mit drei Rennen auf der Mittelmeerinsel.
Traillauf auf Korsika ist speziell und sehr beliebt. Beinahe jedes Wochenende findet ein Rennen in einer abgelegenen Berggegend statt. Das Konzept ist fast überall das gleiche: Es wird vor dem Lauf Kaffee und Kuchen angeboten. Alle Läufer:innen erhalten ein T-Shirt, alle Helfer:innen sind leicht zu erkennen, da auch sie alle ein T-Shirt in der gleichen Farbe tragen. Das ganze Dorf hilft mit, alt und jung sind dabei, ganz egal, ob sie selbst Läufer:innen sind oder nicht. Ein Trail auf Korsika ist ein Dorffest, bei dem alle dabei sind. Nach dem Start geht es in die Berge, korsische Trails sind technisch anspruchsvoll: manchmal geht es vertikal nach oben, teilweise muss geklettert werden, überwiegend geht es über Stock und Stein. An den Verpfegungsstellen werden Wasser, Cola, Feigen, Kekse, Nüsse und vor allem gute Laune gereicht. Wer möchte bekommt eine Flasche Wasser über den Kopf geschüttet. Während des Laufens ist die Stimmung prächtig. Läufer:innen feuern sich während eines Überholvorgangs gegenseitig an. Manchmal entwickelt sich ein kurzes Gespräch, wenn man sich über ein paar Kilometer den Berg hochschraubt und einem wegen Hitze und Anstrengung das Wasser nur so runter läuft. Die Strecken sind mit roten Bändelchen markiert, läuft man gerade nicht in einem Pulk wird der Trail stellenweise zum Orientierungslauf und man kann sich schon mal verlaufen.
Wenn alle im Ziel sind, gibt es für Läufer:innen und deren Begleitung ein kostenloses großes Buffet mit köstlichen korsischen Spezialitäten, manchmal am Spieß gedrehtes korsisches Wildschwein (Sanglier) und Freibier! Auch die Preise für die Erstplazierten sind hochwertig.
Vier Wochen Aktivurlaub
Fast jedes Jahr bin ich im August 4 Wochen auf Korsika. Ich nutze die Zeit als Trainingscamp und schwimme, fahre Rad, spiele Tennis, tauche und laufe. Dieses Jahr habe ich mir vorgenommen, jedes Wochenende einen Trail zu laufen. Die ersten beiden locker als Vorbereitung auf den Casinca-Trail.
Am 12.8.2023 fand der Trail „a Cerviuninca“ statt: 14 km mit 1000 Höhenmetern. Aufgrund des technischen Anspruchs eigentlich nicht optimal zum Einstieg. Aber das anschließende Abendprogramm mit korsischer Musik auf dem Dorfplatz war fantastisch. Mit meiner Platzierung als 5. Frau gesamt und 2. in der Altersklasse war ich mehr als zufrieden, zumal ich mit einer Zeit von 2:03 h 7 Minuten schneller als letztes Jahr war.
Am 20.8.2023 fand dann in der Nähe von Corte der Trail „di U Monte Cardu“ statt. Der Lauf wurde uns als „vertikal“ angekündigt. Bei 35 Grad waren die ersten vier Kilometer von den insgesamt 1600 HM 1000 HM zu meistern. Dieser Lauf war nun technisch am anspruchsvollsten. Es gab kaum Passagen, bei denen mal „normal“ gelaufen werden konnte. Nicht mein Gelände, aber nach 3:30 h als 11. Frau und 2. in der Altersklasse im Ziel.
Endlich auf dem Gesamttreppchen
Am 27.8. fand nun der Casinca Trail statt, auf dem für mich der Fokus lag. Die ersten 4 km ging es vom Bergdorf Richtung Meer und dann über einen Berg, den Petite Boucle (10 km Lauf, 500 HM) oder Grande Boucle (17 km Lauf, 1000 HM) zurück. Ich habe mich für die kurze Strecke entschieden, der mit 148 Teilnehmer:innen der Hauptlauf ist. Nachdem ich schon zweimal mit dem 4. Platz knapp das Podest verpasst habe, sollte es diesmal klappen. Nachdem die Plätze 3 und 4 auf den ersten 5 Kilometern heiß umkämpft waren und ich immer wieder auf Platz 4 oder 5 rutschte, war mir das Podest irgendwann egal und ich bin für mich gelaufen. Im Ziel war dann nur noch Barbara Valery, eine sehr starke korsische Trailläuferin, vor mir, die 32 Sekunden schneller war.
Glücklich habe ich das korsische Buffet und das Freibier genossen und als Preis eine Kiste voll mit korsischen Spezialitäten erhalten. Am schönsten war wie immer die Gemeinschaft und die Atmosphäre. Besonders gefreut habe ich mich auch über die Gruppe, die mit mir vom Campingplatz auf den Trail gefahren ist und parallel zum Trail den „Marche“ gemacht hat. Denn bei allen korsischen Trails wird ein „Marche“, eine Wanderung für die Familie, als Begleitprogramm angeboten.
