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Maratona di Roma 2014

Verfasst von Hartmut Keck *
Laufsport, Marathon
Rom2014

Ernst Marischka hat mit seiner Triologi Sissi / Sissi – Die junge Kaiserin / Sissi – Schicksalsjahre einer Kaiserin ein zeitloses, phänomenales, epochales Meisterwerk geschaffen das Seinesgleichen seit Jahrzehnten gesucht und doch nie auch nur ansatzweise gefunden hat. Es verspricht jedes Jahr an Weihnachten Taschentuchalarm vom Feinsten auf den wir uns wie kleine Kinder auf ihre Geschenke freuen.

Doch seit Kurzem hat dieses Epos für mich einen Kratzer erhalten. Wurde mir doch ein Paradoxon sondergleichen vor Auge geführt, das Marischka am Ende des dritten Teils eingebaut hat: Kaiser Franz Josef und seine Sissi fahren auf einem Kahn durch die Kanäle Venedigs und die männliche Bevölkerung steht regungslos da und straft sie durch ihr Schweigen, was den Kaiser zur Äußerung veranlasst: „Dieses demonstrative Schweigen ist vernichtender als ein Attentat !!!“

Was soll das ?!? SCHWEIGENDE ITALIENER ?!?! Geht’s noch ?!?

Spätestens seit zwei Wochen kommt mir dieses Bild wie Hohn uns Spott vor. Schweigende Italiener ? – Kaum vorstellbar !!! Selbst während eines Marathonlaufs bei KM 38, wenn man doch eigentlich annehmen sollte, dass den Läufern der Atem etwas schwerer wird bespaßt der italienische Läufer sein Umfeld immer noch sehr lautstark. Läufer im Umkreis vieler Meter werden – ob bekannt oder nicht – von Start bis ins Ziel mit Sprüchen unterhalten. Wenn auch seltsamerweise diese nicht auf die erwarteten Vornamen „Luiggi“, „Marco“, „Toni“ oder „Guiseppe“ hören. – Nein, alle Läufer in Italien scheinen den Vornamen „Cazzo“ zu besitzen.

 Wo ich dies erlebt habe ? – Maratona di Roma 2014 !!!

 Selten hatte ich eine solch große Auswahl an passenden Kostümen im Vorfeld. Legionär, Gladiator, Berlusconi, Papst, Italienischer Fußballspieler (leicht anstupsen lassen und dann sofort theatralisch auf den Boden werfen), und, und, und ….. – die Liste schien endlos. Da hatte ich wirklich die Qual der Wahl. Ich entschied mich für den Legionär.

Doch da einige Sachen nicht rechtzeitig geliefert wurden musste ich zu einer, in letzter Minute zusammengewürfelten Kombination greifen. Diese kam allerdings beim Durchschnittsrömer überraschend gut an, da sie allgemein als die Figur „Julius Cäsar“ wahrgenommen wurde. „Ave Cesare!!!“, wurde ich von Anfang an phrenetisch vom Volke angefeuert. Allerdings ist es für einen aufgeklärten, politisch korrekt erzogenen, ehemaligen Schüler einer humanistischen Lehranstalt voller Alt-68er Lehrer anfangs befremdlich, wenn man dabei freudestrahlend von der Römischen Bevölkerung mit dem Hitlergruß empfangen wird. Instinktiv sammelt man seine eigene Courage um dem Mopp entgegen zu treten und zu rufen: „Wehret den Anfängen!!!“

Aber schnell ist klar, dass der Römer – keck wie er nun mal ist – dabei nur den einstigen, gottgleichen Eroberer im Sinn hat, der vor mehreren Jahrtausenden den Gruß als Vorlage für spätere Diktatoren geformt hatte. Einziger Wehrmutstropfen des historienträchtigen Laufs war das Wetter. Bereits vor dem Start waren wir triefend nass. Und auch während des Laufs wechselten sich Sonne und Winfried-Laube-Wetter stetig ab. Doch wenn man nach 42 km klatschnass, aber unendlich glücklich und beseelt neben dem Kolosseum ins Ziel einläuft, dann hat man das Gefühl wirklich ein Kaiser, ein Gott – ein Cäsar zu sein.

Vini, Vidi, Vici – Ave allen Läufern und die es werden wollen!

Hartmut „Aly“ Keck

 

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