Torun, Polen. Ein Jahr nach der prima organisierten Hallen WM für Senioren fanden an sieben Tagen nun die europäischen Master Titelkämpfe in der zentralpolnischen Stadt Torun (früher Thorn) statt. Mit integriert waren neben den Hallenwettbewerben auch ein Crosslauf und Marathon.
Seniorensprinter Zygmunt Bogdan, inzwischen im vierten M70-Jahr, reiste mit gemischten Gefühlen nach Polen, hatte er doch mit muskulären Problemen im Vorfeld und mit einer Erkältung zu kämpfen. Auf der 200 Meter Strecke (die sonst für ihn üblichen 60 Meter liess er wegen der Verletzungsgefahr aus) schied er mit 31 Sekunden im Halbfinale aus. Fürs 4 x 200 Meter Teamfinale jedoch war er gesetzt. Die vier Deutschen setzten hier überraschend ein Ausrufezeichen. Mit 1:57,48 gewann das M70 Quartett mit Bogdan an zweiter Stelle laufend vor Großbritannien (2:01) und Irland (2:04). Die vier freuten sich über die mit Klassezeit geholte Goldmedaille.
Beim Marathon -leider mit viel Wind, welligem Terrain und nasser Kälte um die 6 Grad- startete in der M60 der Titelverteidiger. Jürgen Ehret (63) erreichte vor einem Jahr auf der Insel Madeira mit einer Sub-3 Stunden Zeit die Goldmedaille, im Team holte er damals noch zusätzlich eine silberne. Sein akribisches Training sollte sich auch dieses Jahr positiv auswirken. Leider hatte er die Tage vor dem Marathon immer wieder Probleme mit der Wade, die ihn auch in Torun vor einem weiteren Einzelerfolg hinderte. In Führung liegend trotz vorsichtigem Beginn spürte er nach Kilometer 25 bei einer Verpflegungsstelle einen stechenden Schmerz, so dass er das Tempo deutlich rausnehmen musste. Ehret war aber klar: um wenigstens eine Teammedaille zu erreichen musste er sich durchbeissen, schliesslich waren in der M60 nur drei deutsche Läufer am Start. Mit äusserster Überwindung schaffte er es, zwar weit weg von seinem Leistungspotenzial, in 3:19:02 Stunden als Siebter der M60 (und bester deutscher Läufer in dieser Klasse) mit großen Schmerzen die Ziellinie im Stadion zu überlaufen. „Notfalls wäre ich mit allen vieren ins Ziel gekrochen, die anderen haben ja fest mit mir gerechnet.“ So sein Kommentar im Ziel.
Erstmals mit dabei der derzeit beste deutsche AK65 Läufer Martin Rapp auf internationalem Terrain. Schon in Leverkusen bei den 10km Titelkämpfen auf der Strasse holte er zweimal Gold, im Einzel und auch im starken M65er Team der LAV. Nun also der erste internationale Start auf der Marathondistanz. Rapp, der in der Nähe von Pforzheim wohnt, kommt bis zu fünfmal in der Woche zum Training zur starken Seniorengruppe der LAV nach Tübingen. Die Halbmarathonmarke erreichte er bei knapp 1:26 Stunde, was auf eine Zeit deutlich unter 3 Stunden hoffen liess. Das nasskalte und windige Wetter setzte auch ihm mächtig zu, so dass er „ab Kilometer 35 Tempo rausnahm, um sicher ins Ziel zu kommen. Ab Kilometer 40 wars dann ein echter Kampf,“ so sein Kommentar im Ziel. In 2:56:08 gewann er den Titel vor dem Polen Maziol (3:17:01) und dem drittplatzierten Briten Higgs (3:17:31) mit deutlichem Vorsprung. Da Rapp der einzige M65er beim Marathon aus Deutschland war, hatte ihn die Mannschafts-Delegation im Vorfeld ins Team M55 gemeldet. Mit dem überragenden M55 Sieger Molero (2:36) und dem drittplatzierten Peter (2:51) gewann Rapp auch zusätzlich noch die Teamgoldmedaille vor den Polen und den Briten.
Für Rapp gilt es jetzt ein paar Tage zu erholen, am 14. April will er allerdings bei den deutschen Marathon Titelkämpfen in Hannover ebenfalls gut abschneiden. Die Chancen für einen weiteren Erfolg, auch im Tübinger Team, stehen gut.